Sigma DP2, Street Photography

Kleine Philosophie über das Fotografieren beim Reisen

Wie in dem kurzen Bericht „Streetphotography in China mit der Sigma Dp2“ versprochen, nun ein etwas ausführlicherer Artikel zu meinen Erfahrungen mit der DP2 auf einer Reise. Vielleicht gleich zur wichtigsten Frage: Wäre es besser, eine Kompaktkamera mit Zoom und besserem Rauschverhalten bei höherem ISO mitzunehmen?  Für mich lautet die Antwort: Nein! Denn es geht letztendlich um die Vorstellung, was für eine Art Fotos ich von einer Reise mitbringen möchte. Einen dokumentarischen Anspruch habe ich nicht und aus früheren Zeiten, als ich versucht habe, möglichst jede Situation, jede Sehenswürdigkeit und jedes Detail festzuhalten, weiß ich, dass man sich so die Reise gründlich verderben kann. Man erlebt alles nur noch aus der distanzierten Sicht des Fotografen und teilt ein, in gute und schlechte Motive.  Man verpasst so viele intensive Momente und das Gefühl, wirklich dabei zu sein. Bei dieser Art zu fotografieren wird eine Unmenge an Fotos produziert, da man den Urlaub ja zu Hause nachempfinden möchte; jedes Motiv wird sicherheitshalber mehrmals aus verschieden Perspektiven geknipst und  das „Auswählen“  wird auf zu Hause verlegt. Zu Hause steht man dann einem riesigen Wust an Bildern gegenüber und stellt fest, dass die meisten Sehenswürdigkeiten von anderen Menschen schon viel besser fotografiert wurden.

Bei der China-Reise war mir von Anfang an klar, dass mir das „Dortsein“ wichtiger ist, als das Fotografieren. Klingt abgedroschen, aber wichtig war mir das Erleben mit allen Sinnen und möglichst wenig auf fotografische Distanz zu gehen. Um es nun an einem Beispiel zu zeigen: Während der Kreuzfahrt gab es die Möglichkeit, morgens auf dem Deck mit einem alten Meister Tai Chi zu üben. Ich stand nun vor der Möglichkeit, tolle Bilder von Menschen während des Frühsports in einer fantastischen Umgebung mit einzigartigem Licht zu machen oder aber, selbst bei den Übungen mitzumachen. Ich habe mich für das Mitmachen entschieden und hatte so ein Erlebnis, an das ich immer denken werde und das sich in keinem Foto festhalten lässt. Bei dieser Sichtweise wird man nicht bewusst auf die Suche nach Motiven gehen, aber immer wieder welche finden. Und diese wenige Motive sind es dann meistens wert, mit möglichst guter Bildqualität, festgehalten zu werden. Wie sah dies nun praktisch während der Reise aus?

Die Kamera hatte ich fast immer in einer kleinen Tasche oder umgehängt bei mir, in der Hosentasche immer einen vollen Ersatzakku und das Ministativ von Cullmann. Das reichte für meine Zwecke völlig aus. Ich bedauerte die Mitreisenden mit den großen DSLR’s und den noch größeren Zooms, die wirklich zu schleppen hatten. Erstaunte Blicke erntete ich immer, wenn ich das kleine Stativ anschraubte, die Kamera auf 10 Sekunden Selbstauslöser stellte und sie auf das Motiv ausrichtete. Wo die Sigma DP wirklich Schwächen zeigte, war z.B. auf den Nachtmärkten. Für statische Szenen reichte ISO 400 mit Blende 2,8 und einer Zeit von 1/30s gerade noch aus, wenn jedoch etwas Bewegung ins Spiel kam oder man im Gedränge angeschubst wurde, hätte ich gerne eine Verschlusszeit von 1/60 zur Verfügung gehabt. Das ist aber nur mit  ISO 800 oder gar 1600 möglich, aber diese Einstellungen sind bei der Sigma absolut unbrauchbar und ich produzierte eine Menge unscharfer Bilder. Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit den mitgebrachten Fotos und für mich spiegeln sie das Wesentliche der Reise wider.  Falls sich jemand ansehen möchte was ich so fotografiert habe, hier das Ergebnis: http://wiewaresin.de/china2012/

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